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Wild auf Schwein und Wein im Verein

  • Autorenbild: Hilda Steinkamp
    Hilda Steinkamp
  • 16. Sept.
  • 3 Min. Lesezeit

Herbsttrip in die kulinarische Maremma in der Toscana

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Maremma mia!

Der Herbst kommt eher in die Toscana als nach Germania. Die Temperaturen sind Mitte September tags mit 27° noch traumhaft sommerlich. Aber Feld und Flur sind schon abgeerntet.


Die Weinlese ist vorbei, wine tastings machen die Runde, Wildschweine sind bereits zu Wildbret gemacht, die ersten Olivenbäume wurden geschüttelt, die Feldfrüchte auf die Märkte gebracht. Fattorie (Gutshöfe), tenute (Land-/Weingüter) und cantine (Weinkeller) haben Hochsaison.

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Also nichts mehr draußen zu bewundern? Drinnen oder überdacht schon: In den Zelten der Herbstfeste. Unter Sonnendächern am Hafen. In den wärmespeichernden Gassen zwischen mittelalterlichem Natursteingemäuer.


Das alles gibt's in der Maremma in der südlichen Toscana in Meeresnähe. Keine Spur mehr in diesem Küstenlandstrich von den einstigen Sümpfen mit ihren Brutstätten für Malaria.


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Geblieben sind ideale Wachstumsbedingungen nach der Trockenlegung ab dem 19. Jahrhundert: genügend Wasserzufuhr aus den Bergflüssen und ein mildes Klima.


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Die InternationsCommunity - Ersatzfamilie für Expatriaten in Rom - lädt zur Lukullus-Tour am Wochenende ein. Südliche Toscana, nördliches Latium. 120 km von Rom. Man zahlt, was man verzehrt. Spritkosten und Herberge auch. Doch der Genuss in der Gemeinschaft - unbezahlbar.


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Stopp 1: La sagra del cinghiale a Capalbio
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Das Wildschweinfest in diesem borgo medioevale feiert 2025 Jubiläum: Zum 60. Mal findet es statt, das traditionsreichste in der Maremma. Passend zum Anno Santo in Rom, dem katholischen Giubileo.

Ein paar 100 Meter vom Zentrum entfernt steht das Festzelt, auf einem Sportplatz, auf dem sich sonst Pferde und Reiter tummeln.


Keine Reservierung, Zelt geräumig, Essen genug, Preise anständig, Gäste gespannt und hungrig.


Tische und Bänke füllen sich schnell. Die Plastikteller auch - mit schmackhaftem Wildschwein aus der Küche:

Kein Fest ohne brindisi: mit Consul Alessandro (re) und Ambassador Nabil (li) von InterNations
Kein Fest ohne brindisi: mit Consul Alessandro (re) und Ambassador Nabil (li) von InterNations

Il borgo storico di Capalbio

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Keine 4000 Einwohner zählt dieser sehenswerte mittelalterliche Flecken. In strategischer Lage, hochgelegen mit Weitblick auf Landschaft und Meer, die Burg von trutzigen Mauern umgeben, brauchte das Städtchen doch den Schutz des Sienesischen Löwen, als Italien noch in Stadtstaaten parzelliert und Gerangel unter den Kleinstrepubliken an der Tagesordnung war.

"Nanà Fontaine" von Niki de Saint Phalle
"Nanà Fontaine" von Niki de Saint Phalle
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Wildschweinspezialitäten auch hier, Preise mit Touristenaufschlag, historisches Ambiente geschenkt:

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Stopp 2: Porto Santo Stefano

So viel Gebrutscheltes vom Wilden Schwein - uns dürstet's nach dolci e caffè. Niente problema - Alessandro weiß, wohin.


Und navigiert uns direkt an die Küste nach Orbetello, zu einer Lagunenstadt, die mit dem Festland über drei schmale Landzungen verbunden ist. Nicht nach Porto Ercole, wo die niederländische Königsfamilie Villa und Yacht unterhält, sondern nach Porto Santo Stefano. Badespaß, Bötchen, belle viste. Un gioello, ein Juwelchen, heißt es aus Kennermund. Und am Lagunendamm entlang eine Kette von ristoranti, botteghe, enoteche, osterie e gelaterie.


Vor einem Eissalon machen wir Halt. Der beste, schwört Alessandro. Und recht hat er: gelato artigianato, aus eigener Herstellung. Wir verweilen und plaudern und genießen. Die Aussicht und die Ruhe und das Eis. Italienische Lebensart. Ohne Eile. Ohne Not.


Der Tag neigt sich. Der Abend lockt. In ein familiengeführtes ristorante in campagna. Auch hier begegnen uns wieder piatti casarecci, Hausmannskost vom Feinsten.

Eine lange Erholungsnacht brauche ich vor der nächsten Genuss-Etappe am Vormittag.

Stopp 3: Magliano in Toscana
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Magliano ist nicht weit - non è lontano, versichern mir meine ortskundigen Begleiter. Ist es doch: nicht 20, sondern 30 km. Egal! Jeder Meter auf der Strada Statale 323 ist ein Landschaftserlebnis.


Skylines der Maremma

Pinien in Reihe, Wahrzeichen von Lazio e Campania, und toskanische Zypressen in Serie konturieren die weite Landschaft. Olivenhaine setzen grüngraue Farbtöne, gepflügte Äcker glänzen mit rotbrauner Scholle. Kleinere rustici ducken sich in den Schutz der Talmulden. Größere tenute recken sich stolz auf Anhöhen. Doppelhügelige Apennin-Ausläufer fangen den Blick am Horizont auf:

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Die Mauer von Magliano

Bevor uns Alessandro zum kulinarischen Höhepunkt des kurzen Wochenendes (ver)führt, heißt es, auf durchs centro storico mit etruskischen Siedlungsresten und hinauf auf Le Mura, die Befestigungsanlage aus der Zeit der Stadtstaaten im späten Mittelalter. In den Fehden zwischen Siena und Firenze um Land und Einfluss war Magliano in Hügellage ein wichtiger strategischer Stützpunkt für seine sienesische Schutzmacht.

Le Mura di Magliano
Le Mura di Magliano

Der Panoramablick reicht über Häuserdächer und Felder bis in die Lagune von Ortebello:

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Schlemmen in den Maremmen

Zurück geschwinden Schritts aufs Pflaster

zu Alessandros Lieblingslokal Da Sandra, der Gourmet-Königin in Magliano:

Unser Gelage am Mittag: Vorspeisenteller und Desserts ungeteilt, dazwischen 3 primi piatti und 2 secondi, verteilt auf 5 Teller für kleine und große Esser. So kann man langsam und genüsslich und zeitvergessen verschiedenste delizie probieren, ohne sich zu überladen. Der Magen dehnt sich mit den erwachten Geschmacksnerven. Und die kommen heute auf ihre Kosten: Alle Gerichte sind piatti raffinati e ricchi di sapore! Auch die Pasta ist casareccia, hausgemacht: ravioli al tartufo, paccheri al cinghiale. Das Wildschwein ist hinter uns her! Oder umgekehrt ;-)?1


Soviel Genuss an

Landschaft, Lagune, Leuten und Lukullus!

Mit einer Prise an Historie gewürzt.

In nur einer giornata!

Solo in Italia -

zwischen Roma e Maremma!

 
 
 

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